Freitagnacht Friedrichstraße Ecke Oranienburger, ich bin wirklich lange nicht mehr in da rumgelaufen auf der Suche nach einer Party, aber letztendlich findet sich dann doch ein Treppenhaus was noch etwas von der angehnehm unaufgeräumten Patina der Berliner Indieclubszene hat. Gerne legt man seine 3 Euro Eintritt auf den Tresen und obwohl man natürlich viel zu früh eingetroffen ist, sind schon einige Interessierte unterwegs.
Als erstes bietet die Bar ein angenehm gepreistes Bier und auf geht es in die Runde durch die verschiedenen Räume. der DJ steht noch etwas verlassen in seinem Zimmer rum , begleitet von eingigen eher belanglosen Farbmustern. Die Suche nach einer Verweilmöglichkeit bleibt leider erfolglos. Also wieder raus und weiter entdecken. Ein Tisch voll historischer Datenträger zwingt den Videonerd in den nächsten Raum.
Was für eine wundervolle Installation tut sich da vor einem auf. Umrahmt von Matratzen stehen zwei Haufen Computer vor einem. Nach den ersten Erinnerungsschüben an das eigene Kinderzimmer, sitzt man schnell hinter einem Amiga 500 und reisst an einem Competition Pro herum, begleitet von entsprechender Lo-fi-musik versucht man auf einem c64 Pixelhaufen durch Level zu bewegen. Leider hat jahrelanges Mausklicken, einige der einst erworbenen Joystickfähigkeiten verschwinden lassen. Das Suchpotential dieser vergangenen Epoche digitaler Unterhaltung ist aber immer noch immens.
Biergottseidank neigt sich der Getränkenachschub dem Ende und zwingt zum Ausstieg aus dem Vergangenheitszug, Glück gehabt. Gerne hätte ich doch noch in den Stapel dreieinhalb zoll Disketten gewühlt um vielleicht nochmal ein bisschen California Games zuzocken oder mit they stole a million den Rest der nacht zu verbringen.
mit einem frischen Getränk rein ins Kino. die Stimmung ist sehr konzentriert, und nachdem der DVD-Spieler seine Arbeit wieder aufgenommen hat gibt es einige sehr schöne Kurzfilme und Videoexperimente zu sehen. eine komplette liste findet man hier.
besonders hervorheben mag ich nur Jakob Kircheim's "What's up", der wirklich schöne Grafikpatterns mit analog Patina gezeigt hat, würde mich ja doch interessieren wie er das gemacht hat.
Fließend war dann der Übergang in das AV-set von inri-tv und tronje, zwei junge Herren schleichen da hinter die computer Technik und schrauben ein wenig am gerät herum, plötzlich sitzt man in einer schwarz weiß roten Welt voll mit kreuzen, mittelalter-grafik und besessenen jungen Frauen. nachdem man aufgehört hat den Gedanken an eine subtile Marketingaktion fortzuführen und die frage nach dem "warum leiden und Religion als Thema?" in den Hintergrund gedrückt hat, sitzt man in einem gutgemachten Set. Musik und Bild arbeiten schön zusammen und die narrativen Elemente in den Bildern fordern immer wieder Aufmerksamkeit, aber lassen dem Kopf die Möglichkeit seinen Assoziationen zu folgen.
Zurück im Partyraum kriege ich dann endlich mal die Möglichkeit den bunten Bildern von notchandbead zu folgen, deren Name zwar schon eine Weile immer mal wieder auftauchte und die im letzten Jahr offensichtlich sehr fleissig gewesen sind, die mir aber bis jetzt immer wieder durch die Lappen gegangen sind. ein bisschen wurde ich allerdings enttäuscht, sie zeigen zwar einen sehr schönen Style und man sieht auch wie sie sich immer wieder in die Musik einarbeiten, aber leider werden in regelmäßigen Abständen immer wieder die Screens dunkel und Resolume muß neugestartet werden. so richtig kann man sein Urteil dann leider nicht fällen und als sie dann beschließen die ewig langweiligen KungFu-Clips zu zeigen und mit schlechter Typo zumischen, beschließe ich den Abend lieber mit einigen weiteren Getränken und ein paar Gesprächen an der Bar ausklingen zu lassen.
Ich kann nicht genau sagen ob am Ende noch ein rauschendes Fest daraus geworden ist, da mich ein wenig Hunger auf die Straße getrieben hat, alles in allem aber ein sehr angenehmer Abend und ein anregendes Päckchen an Impressionen zum mit nach Hause nehmen. weiterso Pixelfestival ich denken ich bin das nächstmal wieder mit dabei.